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Rückkehr des Winters ermöglicht vereinzelt Eisweinlese

11.01.2024

Die Rückkehr des Winters am 8. Januar mit frostigen Nachttemperaturen bis mancherorts -11° C ermöglichte es einzelnen Weinerzeugerinnen und -erzeugern erneut, das begehrte gefrorene Lesegut zu ernten.


So konnte das Weingut Herzer aus Naumburg/Rossbach im Weinanbaugebiet Saale-Unstrut in den frühesten Morgenstunden bei klirrenden -11°C Weissburgundertrauben mit 185°Oe aus der Lage Steinmeister auf einer Fläche von ca. 0,3 ha ernten. "Noch werden die Trauben gekeltert, aber wir rechnen mit ca. 400 Litern Eiswein", freut sich Stephan Herzer.

Auch das Weingut H. Freiberger in Heppenheim an der Hessischen Bergstrasse freute sich über einen krönenden Abschluss des Erntejahrgangs 2023. "Bei -9°C konnten wir am Heppenheimer Stemmler Rieslingtrauben mit etwa 185°Oe für ca. 60 - 70 Liter Most ernten", berichtet die ehemalige deutsche Weinprinzessin Charlotte Freiberger.

Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Winzergenossenschaft Meissen in Sachsen herrscht ebenfalls Freude über eine erfolgreiche Eisweinlese. Bei frostigen -11°C wurden auf 0,3 ha gefrorene Trauben der Sorte Cabernet Blanc geerntet.Insgesamt konnten 700 Liter Most mit einem Mostgewicht von 186°Oe gewonnen werden. Auch das Weingut Herzer aus Rossbach im Anbaugebiet Saale-Unstrut konnte in den frühen Morgenstunden bei eisigen -11°C Weissburgundertauben ernten. Winzer Stephan Herzer rechnet mit rund 400 Litern Eiswein.

Knackig kalt war es auch in Iphofen im Landkreis Kitzingen in Franken, wo das Weingut Ilmbacher Hof am Dienstagmorgen bei Temperaturen um -8°C Silvaner-Trauben mit dem hohen Wert von 208°OE einbringen konnte. Winzer Thomas Fröhlich, der erstmals gesunde Trauben für Eiswein lesen konnte, rechnet mit einem Ertrag von knapp 50 Litern.

An der Ahr konnte das Weingut Oliver Schell in Rech bei -9°C Spätburgundertrauben mit 195°Oe in der Lage Möchberg/Mayschoss für die begehrte Rarität lesen. Nach Schätzung des Winzers Oliver Schell wird der Ertrag bei rund 50 Litern Traubenmost liegen.

Mitte der Woche lasen zudem fünf Mitglieder der Durbacher Winzer in Baden bei -8°C Grad Celsius 320 Liter Riesling Eiswein, in der Pfalz konnte laut Auskunft des Landesuntersuchungsamts RLP lediglich ein Weinbaubetrieb das tief gefrorene Lesegut ernten.

 

Frühe Eisweinlese Anfang Dezember

Bereits Anfang Dezember 2023 hatte der Winter seine Fühler ausgestreckt und ermöglichte Weinbaubetrieben aus Rheinhessen, Württemberg, Franken sowie von der Mosel schon sehr früh eine Eisweinlese. Aus Württemberg hatten die Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen eine Lese von etwa 400 kg Trauben bzw. 70 Liter Most mit 140°Oe und die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt (LVWO) Weinsberg die Ernte von 700 Kilogramm Riesling-Eisweintrauben vermeldet. (Video-Archiv, Eisweinlese)

Das Weingut Andreas Braun im fränkischen Volkach konnte bei eisigen Temperaturen gefrorene Trauben für etwa 200 Liter Riesling-Eiswein ernten. An der Mosel war Ende letzten Jahres nur ein Betrieb mit 130 Litern Riesling-Eiswein erfolgreich und in Rheinhessen konnten von vier Erzeugern Silvanertrauben für die Eisweinbereitung gelesen werden.

Nicht ohne Risiko - Eisweinpoker

Eiswein ist für die Winzer immer mit einem Risiko verbunden. Denn wenn sich keine ausreichend kalten Temperaturen einstellen, bedeutet das für die Winzer oftmals einen Totalverlust, teilweise können die Trauben auch noch als Beerenauslese verwendet werden. So verzeichnen die für eine Eisweinernte angemeldeten Flächen in den letzten Jahren einen stetigen Rückgang.

In Rheinland-Pfalz meldeten in diesem Jahr 40 Weinbaubetriebe rund 32 Hektar zur Eisweinernte an, 2022 waren es nur 24 Hektar. In den Jahren zuvor waren es 107 Hektar (2021) und 2018 sogar mehr als 500 Hektar. Eiswein sei eine Rarität und verlange dem Winzer viel Können ab. "Gerade nach einem schwierigen Herbst wagen nur noch wenige Winzer das Risiko", so Benjamin Petry Weinbaureferent bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Für dieses Winterhalbjahr seien Flächen vor allem für Riesling und Silvaner, gefolgt von Gewürztraminer, angemeldet worden.

Auch in Franken/Bayern setzen laut Informationen des Fränkischen Weinbauverbands immer weniger Winzer auf Eiswein, da die Winter immer wärmer werden und oft erst im Januar oder Februar frostige Temperaturen herrschten. Während 2012 noch etwa 40 Betriebe Eiswein lesen konnten, waren es 2022 lediglich sieben Weinerzeuger, die insgesamt etwa 600-700 Liter des begehrten Leseguts ernten konnten.

Minus Sieben Grad

Für eine Eisweinlese müssen die Trauben durchgefroren sein. Dazu braucht es mindestens minus sieben Grad über mehrere Stunden. Die überreifen Trauben werden gefroren gelesen und gepresst.

Edelsüsse Spezialität international gefragt

Das Geheimnis der Eisweine liegt in der dichten Konzentration der Inhaltsstoffe von möglichst gesunden Weintrauben. Bei den frostigen Temperaturen gefriert das Wasser in den Beeren und verbleibt in der Weinpresse. Von der Kelter tropft der Saft dann süss wie Honig. Moste mit derart hohen Zuckergehalten können von den Hefen nur sehr mühsam zu Wein vergoren werden. Dementsprechend haben Eisweine in der Regel sehr hohe natürliche Restzuckergehalte von weit über 100 Gramm pro Liter, weisen aber im Gegensatz zu südländischen Süssweinen nur relativ geringe Alkoholgehalte auf - oftmals nur um sieben Volumenprozent.

International grosse Anerkennung

Das besondere dieser edlen Tropfen ist zudem, dass diese enorme Restsüsse dank der frischen Fruchtsäure dennoch nicht aufdringlich wirkt. Als Rarität und Spezialität geniessen die deutschen Eisweine auch international grosse Anerkennung.