Vier Schwestern und ein Weingut

Gerade einmal 24 Jahre alt und schon von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) zur Jungwinzerin des Jahres 2020 gekürt, das ist typisch für Julia Oswald, die Oenologie und die Arbeit im Weinkeller spannender findet als Theoriengeplauder und reines Zahlenstudium. Eingereicht wurde ihre Bewerbung von ihrer Zwillingsschwester Sonja, quasi in geheimer Mission. Als die Benachrichtigung kam, glaubte Julia zunächst an einen Scherz.

Noch wird das Weingut Oswald von den Eltern betrieben, aber die vier Oswald Schwestern arbeiten schon kräftig mit: Im Außenbetrieb, bei den vielen Veranstaltungen oder eben, wie Julia, bei der Weinbereitung. Und da wundert es auch nicht, dass für jede der Schwestern ein eigener Wein kreiert wurde: „Julia“, die Cuvée besonders spannend findet, ist Patin für einen trockenen Rotwein, in dem sich Cabernet Dorio und Mitos mischen. „Xenia“ ist ein Merlot, der im Geburtsjahr der Schwester das erste Mal ausgebaut wurde. Merlot war damals als Name noch nicht zugelassen. „Tabea“ steht für einen halbtrockenen Bacchus. Die Idee dahinter: Es den Menschen einfacher machen, denn viele können mit dem Namen Bacchus wenig anfangen. Und schließlich „Sonja’s Smile“, der Burghof Tresterbrand aus der Chardonnaytraube, Grappa darf man ja in Deutschland nicht sagen.

„Es ist einfach toll, wie wir das ganze Jahr auf ein Endprodukt hinarbeiten und erst am Ende dann wissen, wie es ist, ob es Lorbeeren gibt oder nicht.“ Schlecht war es Gott sei Dank bisher eher selten. Schon Julias Prüfungswein war so gut, dass ihr Vater ihn als „Jungwinzerinnenwein“ in Serie nahm. Besonders viel Spaß macht das jüngste Projekt: ein Amphorenwein, der im luftdurchlässigen Ton teils mit und teils ohne Rappen zu einem kräftigen Rotwein vergären soll. Also zurück zu den Ursprüngen der Weinzubereitung, zur ältesten bekannten Methode. In Georgien gefundene Tonkrüge sollen ca. 7.000 Jahre alt sein. Bei Oswalds stammen die Amphoren allerdings aus Italien. Nach sechs Monaten werden die Trauben dann mit der alten Holkorbpresse des Urgroßvaters gepresst und wandern dann erst einmal ins Barrique-Fass. Wie lange? „Bis er fertig ist. Wir geben ihm die Zeit, die er braucht, denn wir bauen halt kein Getreide an.“ Auf das Ergebnis darf man also gespannt sein.

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