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Ausgezeichnete Vinothek 2021

Weingut Idler

Ausgezeichnete Vinothek in Württemberg

Vor ein paar Jahren hat Marcel Idler es mit einem Tiny House versucht, einem dieser architektonischen Raumwunder, in denen auf ein paar Quadratmetern aber auch alles Platz findet. Es funktionierte, das schon, wurde sogar mit Preisen ausgezeichnet, aber es war eben wirklich sehr klein. Zu klein für einen, der seine Gäste nicht nur überzeugen, sondern zugleich auch verführen muss. Der ihnen das sinnliche Erlebnis des Weins bieten und dabei seine ganz spezielle Philosophie des Weinbaus oder allgemein des Umgangs mit der Natur begründen möchte.

Es ist eine Philosophie, in der Respekt eine wesentliche Rolle spielt, Bedachtsamkeit, Zurückhaltung, Moral. Und die deshalb in der Winzigkeit eines Tiny House schon ganz gut repräsentiert war. Macht ja nichts. Die Idee lässt sich auch in etwas größeren Räumen überzeugend umsetzen, zweigleisig, also sinnlich und argumentativ zugleich. Seit gut einem Jahr präsentiert der 33 Jahre junge Winzer aus dem idyllischen Weindorf Strümpfelbach im Remstal, gleich vor den Toren von Stuttgart, seine Weine in einem neuen Kellereigebäude mit Flaschenlager, Gärtanks und Ferienwohnung.

Das Zentrum aber ist die Vinothek, luftig, offen und durch einen massiven Rahmen hervorgehoben wie eine Vitrine, in der einer seine Schätze ausbreitet. Mit Blick auf die Holzfässer im Keller und großer Glasfront nach außen, wo die Weinberge liegen. Die Architekten des Stuttgarter Büros W67 verstanden sofort, worauf der asketisch wirkende Winzer hinauswollte: nichts, was nicht unbedingt notwendig wäre. Ganz einfach eigentlich: Der Charakter der Weine sollte seine Entsprechung in der Architektur finden. Nur keine Laubengemütlichkeit hinter Butzenscheiben!

Die Baumeister brauchten nur zu übersetzen; ihre Mittel waren unbehandeltes Holz, Glas und offener Sichtbeton. Sonst nichts. Weil Idler es beim Wein genauso hält: keine chemischen Pflanzenschutzmittel, keine Zusatzstoffe, biozertifiziert seit fünf Jahren. Ob bei so viel Strenge überhaupt Raum für Gestaltung bleibt? Da lacht der Winzer. Klar, sagt er: Wenn man immer nur weglässt, bleibt am Ende gar nichts. Und zeigt zur Bestätigung an die Decke seines Verkostungsraums. Dort verkleiden quer laufende Holzlamellen den nackten Beton. Sieht ansprechender aus und bricht den Schall, wenn viele Menschen an den Tischen sprechen, lachen, einander zuprosten.

Und wieder fällt der Sprung von der Architektur zum Wein ganz leicht. Beides ist das Produkt bewusster Gestaltung. Eine Idee bildet das Fundament, eine persönliche Haltung und der Wunsch, es gut zu machen. Die Fässer für den Rotwein zum Beispiel: Konzessionen kommen nicht in Frage; der Wein braucht das beste Holz oder gar keines. Ästhetik ist eine Frage von Selbstbewusstsein und Vertrauen. Marcel Idler drückt es bescheidener aus, aber auch ein bisschen verschmitzt: Guter Wein brauche Zeit, Herz und Hand. Aber es schade nicht, wenn schwäbischer Grips hinzukommt und ein klarer Verstand.


Kontakt

Weingut Idler

Lehenweg 21
71384 Weinstadt-Strümpfelbach

Telefon: +49 7151 - 9947699
info[at]weingut-idler(dot)de
weingut-idler.de

Öffnungszeiten

Mittwoch und Donnerstag von 17:00 - 19:00 Uhr

Samstags von 10:00 - 13:00 Uhr